„E.X.T.E.N.S.I.O.N.S # 2.7“
1999 hatte der promovierte Naturwissenschaftler und nachmalige Tanzstar Xavier Le Roy ein Projekt initiiert, bei dem sich sechs Wochen lang Tanzinteressierte und Neugierige jeder Couleur täglich mehrere Stunden in einer ramponierten Turnhalle in Mitte darüber verständigen sollten, was sie eigentlich von der Kunst, vom Körper, den Regeln und dem Leben erwarten. Aus diesem Projekt sind Unterprojekte und Fortsetzungen entstanden, verlängerte Arbeitskontexte und kunstspartenübergreifende Spaßformationen, deren Ergebnisse sich jetzt in einer Art Wanderzirkus präsentieren. „E.X.T.E.N.S.I.O.N.S # 2.7“ gastiert zunächst im Berliner Podewil, ehe man 2001 nach Utrecht und Brüssel weiterzieht.
Acht mehr oder weniger inszenierte Ereignisse, dazu zwei Videoinstallationen und viele Pausen machen „E.X.T.E.N.S.I.O.N.S # 2.7“ indessen vor allem zeitintensiv. Ansonsten hält sich die Erlebnisqualität des Ganzen deutlich in Grenzen. Eine trashige Filmdokumentation, fünf schräge Frauen und ein schmächtiger Mann auf der monotonen Suche nach Ruhm, Jérôme Bels subversives Konzept-Stück „Xavier Le Roy“ oder ein selbstgeführtes Interview vom Tonband: Das sind einige Bausteine des Abends, auf dem zwar beständig von spielerischer Qualität der Verständigung und auch von Utopie die Rede ist (falls nicht das Ungetüm „Medienspezifität“ beschworen wird).
Doch erschöpft sich unweigerlich jedes Vergnügen an Transgressionskunde, Wahrnehmungsulk und ästhetischer Gemächlichkeit nach sechsstündiger Verweildauer im sich immer rascher leerenden Ambiente in der Klosterstraße. Es mag eine gute Sache sein, alle Autorenschaft konzeptuell in Frage zu stellen – etwa in dem virtuellen Kunstgespräch, dessen Teilnehmer unsichtbar im Haus verteilt sind und sich nur über Mikrofon und Lautsprecher ihre Losungsworte zurufen, von denen der Zuhörer kaum eine Silbe versteht. Einfach einen selbstgebastelten, eher begrifflichen denn aufführungstauglichen Abenteuerspielplatz dagegen zu setzen ist aber auch keine Lösung.