close_up. Ein Film von Alexander Schellow mit Philipp Gehmacher
Eine Mitschrift anlässlich des Screenings im Rahmen der Performance Nacht „Fetisch & Konsum“, Akademie Schloss Solitude, 30. Mai 2008
Ein weißer Raum. Architektonisch clean. Klar. Die Linien und die Farben. Gedämpfte Straßengeräusche. Helles Licht fällt durch die Fenster, eines davon ist geöffnet, und durch eine Glastür auf die nackte Rückwand. Schattiert sie von rechts nach links. Blendend weiß bis grau. In der Schwebe zwischen Farbe und Schwarzweiß. Von außen, randständig, schaut ein Mann in den Raum. In den Bildausschnitt. Sein Blick kreuzt den der Kamera. Dann tritt er ins Bild, wird Bild, weiterhin ins Bild schauend. Die Kamera: links seitlich versetzt hinter ihm. Er: in Rückenansicht, unterhalb der Hüfte vom Rand beschnitten. Unser Double im Film. Oder dessen Sujet. Der linke Arm hebt sich leicht. Weich abgewinkelter Unterarm. Die Hand mit eingeklappten Fingern schneidet die Bewegungslinie des Armes ab. Verkürzte Perspektive. Wie amputiert. Die Geste setzt sich zwischen den Körper und den Bildraum, und schwebt unentscheidbar zwischen Verweis und Aneignung. Balanciert über sich die Leere, den Raum. Rahmt ihn, aber besetzt ihn nicht. Kontaminiert ihn mit der Möglichkeit von Erzählung. Der Raum biegt sich. Er biegt sich um den Körper, während der Armbogen im schattierten Weiß ein vorher nicht wahrgenommenes Rechteck aktiviert. Winzig. Schwarz. Ein Störfaktor im Farbverlauf. In der Bildmitte. Hart wie der Schattenriss des Mannes [BLACK],
der langsam weiter ins Bild geht. In die Ecke. Abdriftend auf den rechten Rand zu. Der ans Fenster tritt und aus dem Raum und Film hinaus schaut. Wieder einfriert als Silhouette im Halbprofil. Unspezifisch. Ohne Gesicht. Interieur. Akteur. Interieur. Während die Kamera sich kaum wahrnehmbar langsam in Bewegung setzt. Entlang seines Ganges wie es scheint. Und die Dimension des Raumes über die Zeit dehnt. Der Mann am Fenster. Der Beobachter als Motiv. Drinnen. Draußen. Das Licht. Der Blick. Das Sentiment. Performance eines Stilllebens. Still gestellte Performance. Das Bildgedächtnis regt sich. Vermeers Frauen am Fenster. Hofmannsthals „Des Vetters Eckfenster“. Der perspektivisch gefaltete, gerichtete Blick aus dem Erker auf das Leben auf dem Marktplatz. Ein Auge, „welches wirklich schaut“. Ansichtssache. Tischbeins Aquarell vom alten Goethe am Fenster. Rückansicht. In Puschen. Der Zoom von Hand geht weiter, leicht hin und her driftend zwischen den Bildkanten. Reale physische Bewegung der Kamera, die voran geschoben wird. Das Objektiv hat einen anderen Fokus als die vorgebliche Szene. Der Körper biegt sich um den Raum, gleitet unter ihm weg. Subjekt, Objekt, Interieur. Das Fenster, der Mann, im Abseits. Sie fallen aus dem Bild, das sich immer weiter zentriert. An der Figur vorbei auf das Rechteck auf der Rückwand. Größer jetzt. Schwarzweiß. Auch die Wand ist nicht weiß. Nicht clean. Sie trägt Spuren und Kratzer. Ein Stück Klebeband. Das Rechteck wird Gegenstand: Eine Zeichnung mit Motiv. Gegenläufige Raumflucht. Ununterscheidbar klein zuerst: Menschen. Ein Bahnsteig. Filmrand und Bildrand nähern sich an, rasten in einander. [BLACK]
Das Rechteck wird organisch. Die Zeichnung ist verschwunden. Ein Bahnsteig. Menschen. Schwarzweiß. Flackernd. Körper. Fleckenstrukturen. Gegenständlich, so lange ein Mindestabstand nicht unterschritten wird. Was nicht ausbleibt. Wie bei dem Mann, der am Ende als großer schwarzer Fleck in den Bildrand ausfloss. Das Gezeichnete kommt näher. Zuerst geht mit den schwarzen Decken- und Bahnsteigkanten die Perspektive verloren. Dann taucht man in die Menschenmenge ein. Aus Linien werden Flecken, aus Flecken Flächen, aus Schwarz ein Farbverlauf in Graustufen. Filzstiftspuren. Bildspuren. Pixel. Das Organische wird eckig. Rastert sich. Eine grobe Karte von Details, die nichts mehr abbildet. Immer weiter hinein in die Fläche. Schwarz. Weiß. Quadrate. Flackernd. In Bewegung. [BLACK].
Ein weißer Raum. Architektonisch clean. Klar. Linien und Farben. Gedämpfte Straßengeräusche. Helles Licht fällt durch die Fenster, eines davon ist geöffnet, und durch eine Glastür auf die nackte Rückwand. Schattiert sie von rechts nach links. Blendend weiß bis grau. In der Schwebe zwischen Farbe und Schwarzweiß. Von außen, randständig, schaut ein Mann in den Raum. In den Bildausschnitt. Sein Blick kreuzt den der Kamera. Dann tritt er ins Bild ... ... ...